Melchior Iten gefallen am 3. Mai 1799 in der Schweiz

 

Im Kirchenbuch oder Familienbuch von Churwalden findet man beim Eintrag zu der Familie Josef Fridolin Leopold und Elisabeth Iten folgende Bemerkung zu Elisabeths Vater Melchior Iten:

 

Originaltext in Latein:

Iten Elisabeth ex Untervaz Unterägeri (Zug),

 

Filia Melchioris Iten ex Untervaz (vagans)

qui 1799 in bello a Rhaetis contra Gallos habito

di 3 Mai Gladio mimi corum occubuit, ut parochus

Cathesius attestatur.

 

Meine Übersetzung:

Iten Elisabeth aus Untervaz Unterägeri (Zug),

Tochter des Melchior Iten aus Untervaz (Vagabund)

 

der 1799 im Krieg in Rhätien / der Rhätier gegen die Franzosen …

vom 3. Mai durch ein Schwert/Säbel … … niedergestochen, was Pfarrer

Cathesius bestätigt.

 

 

Am 2. und 3. Mai 1799 fand eine Art Bauernaufstand gegen die Franzosen statt, der in Disentis begann und sich bis nach Reichenau und Domat-Ems ausweitete.

 

Opferbilanz der Kämpfe vom 2./3. Mai 1799 in der Surselva von Gion Ludwig Fidel Berther

 

49 Tote fand man in den Gängen des Schlosses Reichenau,

jenseits der Brücke gegen Domat 32 Tote,

auf dem Platz von Reichenau 53 Tote,

Im Zollhaus 19, im Garten (des Schlosses) 16, Im Dorf Tamins 36,

im Wald von Domat und in der Ebene gegen Chur 207,

in der Isla von Bonaduz oder in Bonaduz und bis nach Rhäzüns 220,

 

und auf der Strasse nach Trins und Tamins 6 Gefallene.

 

Es ist mir nicht klar, ob damit nur die Schweizer bzw. Bündner Opfer gemeint sind 

oder nur die Franzosen oder die Opfer von beiden Seiten zusammen.

 

In Domat-Ems wurde im Jahr 2006 ein Massengrab entdeckt, dass wohl aus dieser Zeit stammt.

 

 

 

Mehr Informationen zu den Geschehnissen am 2. und 3 Mai 1799 sowie zu dem Massengrab finden Interessierte in diesen Abhandlungen, die alle bei e-periodica online einsehbar sind:

 

Die Abtei Disentis und der Volksaufstand von 1799, 1. Die österreichische Besetzung (20. Oktober 1798 bis 6. März 1799), 2. Der Sieg über die Franzosen in Disentis 7. März 1799, 3. Die Franzosen unter General Demont in Disentis 10. März 1799, 4. Die grosse französische Kontribution. In: Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte = Revue d’histoire ecclésiastique suisse, Seiten 37-54

 

Die Abtei Disentis und der Volksaufstand von 1799, 4. Die Vertreibung der Franzosen 1.-2. Mai 1799 und 5. War das Kloster am Aufstand und am Massacre schuld? In: Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte = Revue d’histoire ecclésiastique suisse, Seiten 120 - 142

 

Linus Bühler: Wie aus einer mutigen Tat eine Heldentat wurde: Onna Maria Bühler von Ems und die Schlacht bei Reichenau-Ems 1799 in: Bündner Monatsblatt: Zeitschrift für Bündner Geschichte, Landeskunde und Baukultur. Band (Jahr) 2001, Heft 5

 

Ivo Berther, Christina Papageorgopoulou, Mathias Seifert: Domat/Ems, Tuleu bel: Rätsel um historisches Massengrab gelöst, in: Jahresberichte des Archäologischen Dienstes Graubünden und der Denkmalpflege Graubünden. 2007, Seiten 25-36

 

 

Darin erwähnt auf Seite 28: Es sind Totenlisten im Kloster St. Martin in Disentis/Mustér und in der Kirche S. Vintschegn von Vella überliefert.