Moritz Morris Strauss in Stuttgart Cannstatt

 

Moritz Strauss und Familie Mayer in Bad Cannstatt

 

Moritz Strauss, geboren am 04. Mai 1872 in Syracuse, New York, als Sohn von Jacob und Maslina Strauss, wohnte am 17.05.1939 an der Wiesbadener Strasse 26 in Stuttgart-Bad Cannstatt. Am 19. Nov. 1906 heiratete er Clara Mayer, geboren am 24. Okt. 1883 in Cannstatt als Tochter von Ferdinand und Sannchen Mayer. Moritz und Clara Strauss hatten zwei Töchter: Martha, geb. am 13. Sept. 1907 in München und Meta, geb. am 21. April 1909 in Cannstatt. Aus der Todesanzeige von Ferdinand und Susanne Mayer in der Emigranten-Zeitung "Der Aufbau" vom 14. August 1942 geht hervor, dass die Tochter Clara Strauss, geb. Mayer, zu diesem Zeitpunkt in Palästina lebte.

 

Durch die Hilfe einer israelischen Ahnenforscherin konnte ich diese Spur weiterverfolgen. Sie hat Einbürgerungsdokumente von Clara Strauss, geb. Mayer gefunden, die besagen, dass sie 1940 eingewandert ist. Sie verfügte über einen deutschen Pass, der am 21.02.1940 in Stuttgart ausgestellt worden war. Ihr erste Einreise in Palästina erfolgte am 21.03.1940. Es wird darauf hingewiesen, dass es keine Grenzübertritts-Dokumente gibt. Aus den Einbürgerungsdokumenten geht zudem hervor, dass Moritz Strauss bereits kurze Zeit nach der Ankunft am 29. März 1940 verstorben ist. Sein Grab befindet sich auf dem Sde Yehoshua Military Cemetery in HaHagana, Haifa, Israel.

 

https://billiongraves.de/grave/Moriz-Strauss/28927052

 

Zum Zeitpunkt der Einbürgerung lebte Clara Strauss, geb. Mayer, in Kiryat Binyamin nahe Haifa, Israel. In den Dokumenten werden zudem Erich Moller und Erich Böhm erwähnt. Erich Moller stammte wohl aus Tschechien und war der Gründer der Textilfabrik ATA in Kfar Ata. Später trennte er sich von seinem Geschäftspartner und gründete eine neue Textilfabrik in Naharya. Erich Böhm hat Chemie studiert an der Universität in Wien und leitete die Hutfabrik Gebrüder Böhm. In Israel war er Chemiker in der Textilfabrik ATA in Kfar Ata und später in der Moller Textilfabrik in Naharya.

 

Auch zur Tochter Martha Strauss, geb. am 13. Sept. 1907 in München, gibt es Einbürgerungs- dokumente. Sie war unverheiratet und von Beruf Clerk, als Adresse nannte sie ein Postfach in Haifa, dasselbe wurde auch bei ihren Unterstützern, den Herren Möller und Leyman, vermerkt. Sie besass einen deutschen Pass, der am 12.08.1932 in Stuttgart ausgestellt worden war. Ihre erste Einreise in Palästina erfolgte am 13.09.1934. In den Formularen zur Einbürgerung tauchen zudem die Daten 26.02.1939, 29.03.1939, 16.04.1939, 18.04.1939 und 25.05.1939 auf.

 

Sowohl die Akten zu Clara Strauss als auch diejenigen zur Tochter Martha Strauss sind bei den Israel State Archives kostenlos online einsehbar. Clara Strauss ist am 13. Februar 1969 im Alter von 85 Jahren verstorben und fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Tsur Shalom Cemetery in Kiryat Bialik. Tochter Miriam Strauss (Martha Strauss) ist am 13. Mai 1994 im Alter von 86 Jahren gestorben und fand ihre letzte Ruhestätte ebenfalls auf dem Tsur Shalom Cemetery in Kiryat Bialik. Dies lassen passende Einträge im JewishGen Online Worldwide Burial Registry - Israel vermuten.

 

Meta Strauss, geboren am 21. April 1909 ist im Mai 2001 in Birmingham, Warwickshire, England gestorben. Sie scheint zwischen 1939 und 1942 nach England gekommen zu sein.

  

 

Handels-Register, K. Amtsgericht Stuttgart Stadt.

 

Zu der Firma Albert Schmid Inhaber Theodor Kober in Stuttgart: Das Geschäft ist auf Moritz Strauss, Kaufmann in Stuttgart-Cannstatt, übergegangen, welcher es unter der Firma "Albert Schmid" fortführt. Die in dem Betriebe des Geschäfts begründeten Forderungen und Verbindlichkeiten des bisherigen Inhabers sind auf den neuen Inhaber nicht übergegangen. Der neue Inhaber hat die Niederlassung nach Stuttgart-Cannstatt verlegt, die Firma wird daher hier gelöscht.

 

Schwäbischer Merkur: mit Schwäbischer Kronik und Handelszeitung: Süddeutsche Zeitung

Schwäbische Kronik, Abendblatt, Mittwoch 8. April 1908

 

 

K. Amtsgericht Stuttgart-Cannstatt.

In das Handelsregister wurde am 1. Mai 1908 eingetragen und zwar im Einzelfirmenregister:

In Band III Blatt 3 die Firma Albert Schmid in Cannstatt, Inhaber: Moritz Strauss, Kaufmann daselbst. Fabrik zu Herstellung von Frottier-, Loofahwaren, Reiseschuhen und Einlagesohlen.

 

Schwäbischer Merkur: mit Schwäbischer Kronik und Handelszeitung: Süddeutsche Zeitung

Schwäbische Kronik, Abendblatt, Mittwoch 13. Mai 1908

 

 

Handels-Register. K. Amtsgericht Stuttgart Stadt.

In das Handelsregsiter ist eingetragen worden: Am 7. August 1905, Abteilung für Gesellschaftsfirmen:

Die Firma Eichel & Strauss, Sitz in Stuttgart. Offene Handelsgesellschaft seit 1. August 1905. Gesellschafter: Karl Eichel, Kaufmann, Moritz Strauss, Kaufmann, beide hier. Knabenkleiderfabrik.

 

Schwäbischer Merkur: mit Schwäbischer Kronik und Handelszeitung: Süddeutsche Zeitung

Schwäbische Kronik, Abendblatt, Mittwoch, 9. August 1905

 

 

Moritz Strauss taucht in den Stuttgarter Adressbüchern wie folgt auf (es gab zwei Moritz Strauss):

 

1909-1910 Strauss Moritz, Fabrikant, Inhaber der Firma Albert Schmid,

Schillerstrasse 56p, Cannstatt

1911-1918 Strauss Moritz, Fabrikant, Inhaber der Firma Albert Schmid,

Äussere Moltkestrasse 82/2, Cannstatt

1919-1936 Strauss Moritz, Fabrikant, Inhaber der Firma Albert Schmid,

Schillerstrasse 262 oder 26/2, Cannstatt

Die Firma Albert Schmid, Inhaber Moritz Strauss, war eine Frottier- und Lohwarenfabrik (1908-1955)

1937 Strauss Moritz, Kaufmann, Schillerstrasse 262 oder 26/2, Cannstatt

 

1900-1905 Strauss Moritz, Güterhändler, Moserstrasse 10/1

1906-1911 Strauss Moritz, Fabrikant, Teilhaber der Firma Eichel und Strauss, Blücherstrasse II / 11p

1912-1933 Strauss Moritz, Fabrikant, Teilhaber der Firma Eichel und Strauss,

Olgastrasse 93B oder 936 oder 938 oder 93/6 oder 93/8

Die Firma Eichel & Strauss war eine Knabenbekleidungsfabrik (1905-1935)

1934-1937 Strauss Moritz, Kaufmann, Vertreter, Olgastrasse 936 oder 938

 

1938-1939 Strauss Moritz, Kaufmann, Wiesbadener Strasse 26 (welcher von beiden?)

 

 

Ferdinand Mayer, geboren am 24. Juli 1856 in Heidelberg-Rohrbach, und seine Ehefrau Sannchen, geboren am 25. April 1859 in Hockenheim, Mannheim, wohnten am 6. Mai 1936 an der Kirchstrasse 16 in Stuttgart-Bad Cannstatt und  am 17. Mai 1939 an der Emser Strasse 16 in Stuttgart-Bad Cannstatt. Die beiden heirateten am 15. Juni 1883 in Hockenheim, Ferdinands Eltern: Löb Mayer und Carolina Löwenthal, Sannchens Eltern: Samuel Lussheimer und Meta Wirzweiler. Ferdinand und Sannchen hatten drei Kinder: Die bereits erwähnte Clara oo Strauss, Ludwig, geboren am 16. April 1885, oo mit Lucie geb. Strauss, Cannstatt und Meta, geboren am 9. Dez. 1886.

 

Ludwig Mayer heiratete am 12. bzw. 18. Nov. 1919 Lucie Strauss, geb. am 2. Sept. 1893 in Cannstatt, , als Tochter von Salomon Strauss und Frida geb. Neter aus Gernsbach. Ludwig und Lucie Mayer hatten zwei Töchter: Sara/Lara/Lore/Laura, geboren am 20. Mai 1921 und Gertrud, geboren am 30. Mai 1923. Die ganze Familie wanderte am 6. Mai 1936 auf dem Schiff S.S. Manhattan von Hamburg nach New York aus. Diese Familie taucht in der Volkszählung von 1940 in Queens, New York auf. 1942 wohnten sie an der 122 Street, Ozone Park, Queens, New York und Ludwig arbeitete bei der Firma Kops Brothers Inc. am Rockaway Boulevard, Ozone Park, Queens, New York.

 

Salomon Strauss, geboren am 17. Sept. 1863 in Stammheim, Amts Mosbach heiratete am 21. Okt. 1892 in Heilbronn Frida Neter, geboren am 13. Juni 1871 in Gernsbach, Baden. Salomons Eltern: Karl Strauss und Karolina Falk, Fridas Eltern: Eli Neter und Augusta Sinnauer. Frieda Strauss reiste 1937 zum Schwiegersohn Ludwig Mayer, der damals an der 97 Avenue, in Richmond Hill, Long Island wohnhaft war. 1939 reiste sie zum Sohn Julius Strauss in der 1197 Elm Avenue in Lancaster, Pennsylvania. Frieda Strauss geb. Neter ist am 9. März 1949 sanft entschlafen. Sie wurde auf dem Shaarai Shomayim Cemetery in Lancaster, Lancaster, Pennsylvania bestattet.

 

Salomon und Frida hatten zwei Kinder: die bereits erwähnte Lucie und Julius, geb. am 21. Juli 1899 in Cannstatt und verheiratet mit Eva Kops, die im April 1936 ebenfalls in die USA auswanderten. Julius und Eva Strauss wohnten 1939 in der 1197 Elm Avenue in Lancaster, Pennsylvania und 1949 in der 329 Spencer Avenue, Lancaster, Pennsylvania. Diese beiden Adressen gehen aus der Passagierliste der Mutter Frieda Strauss geb. Neter von 1939 bei familysearch sowie der Todesanzeige der Mutter in der jüdischen Emigranten-Zeitung "Der Aufbau" vom 18.03.1949 hervor. Beide Adressen werden auch in den Volkszählungen von 1940 und 1950 in Lancaster Township, Lancaster County, Pennsylvania erwähnt. Darin enthalten sind Julius und Eva Strauss mit ihren beiden Kindern. Julius Strauss wird als President einer Cigar manufacturing company bezeichnet.

 

Auf dem Schiff S.S. Manhattan reiste am 6. Mai 1936 auch Ludwig Strauss aus Cannstatt mit seiner Frau und zwei Söhnen aus. In der Volkszählung von 1940 taucht zudem noch ein Neffe namens Herschman im selben Haushalt auf. Sie wohnten damals in Hartford, Hartford County, Connecticut und Ludwig arbeitete als Foreman (Vorarbeiter) in einem Tobacco Warehouse. 1942 wohnten sie an der Adams Street 52 in Hartford, Hartford County, Connecticut und Ludwig arbeitete in der General Cigar Company an der Oakwood Avenue und Tolles Street West in Hartford, Hartford County, Connecticut. Ludwig (18.11.1892-01.08.1967) und Anna Strauss (13.06.1893-08.03.1985) ruhen auf dem Tikvoh Chodoshoh Cemetery in Hartford, Hartford County, Connecticut.

 

Quellen zu diesem Bericht

 

1939 wurden alle jüdischen Personen registriert, die im Deutschen Reich lebten.

(Suchkriterien: Vorname, Nachname, Mädchenname, Adresse, Wohnort, Geburtsort und -datum)

https://www.mappingthelives.org/

 

Württembergische Landesbibliothek Stuttgart - Adressbücher von Stuttgart 1800-1943

https://www.wlb-stuttgart.de/literatursuche/digitale-bibliothek/digitale-sammlungen/adressbuecher-wuerttembergica/

 

Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern

Geburts-, Heirats-, Sterbeeinträge bis 1870/1875, Familienbücher, Friedhofseinträge bis 1939

https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632

 

Landesdenkmalamt Baden-Württemberg: Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg, Fotografien

https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368

 

Passagierlisten von 1936, 1937, 1939, Volkszählungen USA 1940 und World War II Registration Card

https://www.familysearch.org/

 

Friedhofseintrag mit Grabsteinfoto von Frieda Neter Strauss (13.06.1871 - 09.03.1949)

Shaarai Shomayim Cemetery in Lancaster, Lancaster County, Pennsylvania 

https://de.findagrave.com/memorial/170687651/frieda-n-strauss

 

Friedhofseinträge Tikvoh Chodoshoh Cemetery in Hartford, Hartford County, Connecticut bei

https://www.findagrave.com/

 

Todesanzeigen von Susanne Mayer, geb. Lussheimer und Ferdinand Mayer (Stuttgart - Bad Cannstatt) vom 14.08.1942 sowie Frieda Strauss, geb. Neter (früher Bad Cannstatt) vom Freitag 18.03.1949 in der jüdischen Emigranten-Zeitung "Der Aufbau" sind online einsehbar bei

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper

 

Einbürgerungsdokumente aus den Israel State Archives sind hier kostenslos online einsehbar.

https://www.archives.gov.il/en/

 

Geschichte von Kiryat Ata im Distrikt Haifa, zu dem seit 1965 auch Kiryat Binjamin gehört.

https://en.wikipedia.org/wiki/Kiryat_Ata

 

ATA textile factory Kefar Ata/Kiryat Ata, Gründer Erich Moller

https://en.wikipedia.org/wiki/ATA_(Israeli_company)

 

Erich Böhm und seine Geschwister

https://www.geni.com/people/Dr-Erich-B%C3%B6hm/6000000002764948833

 

1200 Einwanderungsscheine für jüdische Arbeiter nach Palästina

Wochenblatt für Zschopau und Umgegend - Zschopauer Tageblatt u. Anzeiger vom 11.08.1934

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper

 

Die Wanderungsbewegung im Hl. Lande: Amtlicher Bericht der britischen

Mandatsverwaltung für Palästina an den Völkerbund in Genf.

Sächsische Volkszeitung für christliche Politik und Kultur vom Freitag 07.09.1934

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper

 

Handel und Wirtschaft - Neue Pläne in Israel - Gespräch mit dem Textilindustriellen Erich Moller, dem grössten privaten Arbeitgeber Israels. Aufbau, Friday, March 31, 1950 (31.03.1950)

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper 

 

Personal file of Martha Strauss with correspondence regarding the issuing, renewal, extension of validity and cancellation of a Palestine certificate. 1940-1945

http://www.zionistarchives.org.il/en/CZA/Pages/OnlineSearch.aspx

 

Personal file of Moritz and Clara Strauss with correspondence regarding the extension of validity for Palestine Certificates, their wellbeing, and the journey to Palestine. 1939-1940

http://www.zionistarchives.org.il/en/CZA/Pages/OnlineSearch.aspx