Familie Peter Adler Region Pfraumberg

Die Odyssee einer Holzschläger-Familie im 19. Jahrhundert in Böhmen

 

Schon vor einiger Zeit hatte ich einen Hinweis darauf gefunden, dass Peter Adler aus Schmolau irgendwann als Holzschläger in Sankt Apollonia lebte. Er war der Sohn von Johann Adler und Anna Gypner/Giptner, sowie ein Bruder von Josef und Georg Adler in Dianaberg bei Neudorf/Tachau, 

 

In den letzten Jahren hatte ich schon mehrmals versucht, mehr Spuren von Peter Adler zu finden, doch die Suche gestaltete sich schwierig, zumal Sankt Apollonia im Laufe der Jahre zu verschiedenen Pfarreien gehörte. Heute hatte ich die Eingebung mal nach Heiraten in der Pfarrei Rosshaupt/Rozvadov 

zu suchen. Tatsächlich fand ich einige Heiratseinträge zum Namen Adler, die ich noch nicht kannte.

 

Darunter fiel mir ein Josef Adler auf, dessen Vater Peter Adler hiess, Dieser Josef Adler wurde in Mühlloh geboren, wovon ich noch nie gehört hatte. Nach einigem Suchen fand ich dann heraus, dass man die Kirchenbücher zum Ort Mühlloh unter Pfraumberg findet. Tatsächlich fand ich dort den Taufeintrag von Josef Adler, sowie die Einträge einiger seiner Geschwister, alle mit der Mutter Maria Ruppert.

 

Im Sterbebuch von Sankt Apollonia (ebenfalls unter Pfraumberg) findet man die Sterbeeinträge von der Ehefrau Maria Ruppert, einer Tochter Margaretha und von vier unehelichen Kindern einer weiteren Tochter Katharina, von der mir noch der Geburtseintrag fehlte.

 

Im Heiratsbuch von Sankt Apollonia fand ich dann die zweite Heirat von Peter Adler und Elisabeth Spinler, deren Sterbeeintrag ich schon früher in Neudorf gefunden hatte (der eingangs erwähnte erste Hinweis). Einen weiteren wichtigen Hinweis versteckte sich im Heiratseintrag von Peters Sohn Wenzel Adler, denn dieser wurde offenbar in Ujezd/Ujest geboren.

 

Im Taufbuch von Ujezd/Ujest (ebenfalls unter Pfraumberg) findet man nicht nur den Taufeintrag von Wenzel Adler, sondern auch von zwei weiteren Töchtern, Katharina und Margaretha. Zudem fällt bei Wenzel Adler eine Zusatzbemerkung auf, er sei am 8. Juni 1878 erschossen aufgefunden worden.

 

Das erinnerte mich daran, dass ich auf diesen Mordfall schon mal in alten Zeitungen von Böhmen gestossen war, die man bei ANNO, dem Online-Zeitungs-Archiv der Nationalbibliothek Österreichs durchsuchen kann. Damals hatte ich bereits den passenden Sterbeeintrag gefunden, und zwar im Sterbebuch von Molgau/Malkov. Zur Todesursache wurde vermerkt: erschossen aufgefunden.

 

Im selben Sterbebuch von Molgau/Malkov findet man auch weitere Sterbeeinträge zu dieser Familie, zunächst den Eintrag zum Tod des Vaters Peter Adler, dann den Tod eines Sohnes von Wenzel Adler sowie eines weiteren unehelichen Sohnes der Katharina Adler, der in Bayern geboren worden war.

 

 

Die Familie Peter Adler und Maria Rupert lebte also in folgenden Orten:

 

von mind. 1832 - 1834 in Svata Katerina = Sankt Katharina Nr. 13 

von mind. 1835 - 1839 in Ujezd/Ujest bei Primda, im Hegerhause am Schlossberg

von mind. 1840 - 1848 in Mühlloh Nr. 4, wohl bei der Hammelhütte

von mind. 1850 - 1865 in Svata Apolena = Sankt Apollonia Nr. 6

von mind. 1868 - 1878 in Svata Apolena = Sankt Apollonia Nr. 6

wurden 1868 - 1878 jedoch in Malkow = Molgau in Kirchenbücher eingetragen.

 

 

Peter Adler wird in den meisten Einträgen als Holzschläger bezeichnet: In den Einträgen in Ujest als Holzschläger am Schlossberge bei dem Hegerhause; In den Einträgen in Mühlloh als Holzschläger auf der Hammelhütte bei Mühlloh. In den Einträgen von Sankt Apolonia wird er teilweise als Inwohner

und teilweise als Holzschläger in Sankt Apollonia bezeichnet. Sein Vater Johann Adler war ebenfalls Holzschläger auf der Glashütte bei Dianaberg Nr. 15., die Mutter Anna Gypner wird als Hegerstochter

aus Schmolau bezeichnet.

Peter Adlers erste Ehefrau Maria Rupert war die Tochter eines Hammerschmids, der am 6. Hammer

bei Katharina tätig war. Laut ihrem Sterbeeintrag von 1850 in Sankt Apollonia war sie gebürtig von Münchsfeld. Die Heirat mit Peter Adler fand 1832 in St. Katharina statt. Peters Vater Johann Adler war Taglöhner in Dianaberg, Maria Ruperts Vater war damals noch Hammerschmids-Geselle. Peter Adlers zweite Ehefrau Elisabetha Spindler, die er in Sankt Apollonia heiratete, kam aus Pössigkau.

 

 

Die Odyssee geht weiter -  die Adler-Nachkommen als Glasschleifer in Bayern

 

Im Taufbuch von Molgau/Malkov 1854-1912 wurden auch Geburten/Taufen eingetragen, die auswärts stattfanden (meistens in Bayern). Margaretha und Katharina Adler, beides Töchter von obigem Peter Adler, hatten mehrere uneheliche Kinder. Manche dieser Kinder wurden in der Schmittlerschleife bei Neukirchen geboren. Joseph Adler, ein Sohn von Peter Adler, hatte drei Kinder ebendort und in der Hagenmühle taufen lassen. Elisabeth Adler, vermutlich eine Tochter von Margaretha, bekam zwei uneheliche Kinder, als sie auf der Papiermühle bzw. in Galsterloh bei Neukirchen tätig war. Ein weiterer Joseph Adler, Sohn von Margaretha, hat in Neulosimthal zweimal geheiratet. Auch er war als (Spiegel)-Glasschleifer tätig, 1892 in Neuhäusel, Bezirk Tachau, 1895 auf der Papiermühle, Bezirk Vohenstrauss. Dessen Sohn Franz Adler, geboren in Altpocher, war bei seiner Heirat Glasschleifer-Gehilfe in Dimpfl. Auch der Vater Joseph Adler war zur selben Zeit als Glasschleifer auf der Papiermühle Dimpfl tätig.

 

Die Kirchenbücher der Pfarrei Neukirchen zu St. Christoph sind nun bei Matricula online einsehbar.

Zur Pfarrei Neukirchen zu St. Christoph gehören auch: Danzerschleif, Dimpfl, Galsterlohe, Hammermühle, Lösselmühle, Neuenhammer, Papiermühle, Prollermühle, Schmidtlerschleif.

 

Galsterloh, Schmidtlerwerk, Hagenmühle, Finkenhammer und Berglerwerk – alle an der Zott gelegen – sowie Gröbenstädt an der Pfreimd sowie Leinschlag und Wirtsschleif am Tröbesbach gelegen, sind heute Teil des Glasschleifer-Wanderwegs im Naturpark Oberpfälzer Wald.

 

Wer mehr über die Spiegelglas-Schleifereien in der betreffenden Gegend wissen möchte, der lese:

Die Spiegelglas Dynastie „Kupfer und Glaser“ und die Glashütte Frankenreuth (Oberpfalz)

 

 

Die erwähnten Geburts-, Heirats- und Sterbeeinträge findet man in folgenden Kirchenbüchern

bei http://www.portafontium.de/ (dort kann man kostenlos die Scans der Originale einsehen).

 

Taufbuch Ujezd (Ujest), Primda 1809-1853

 

Taufbuch Mühlloh (Milov), Primda 1834-1877

 

Taufbuch Svata Apolena, Primda 1785-1855

 

Taufbuch Molgau (Malkov), Primda 1854-1912

 

Sterbebuch Mühlloh (Milov), Primda 1784-1845

 

Sterbebuch Svata Apolena, Primda 1784-1868

 

Sterbebuch Molgau (Malkov), Primda 1839-1900

 

Sterbebuch Neudorf (Nova Ves) Tachau 1861-1891

 

Heiratsbuch Svata Katerina (Sankt Katharina) 1830-1869

 

Heiratsbuch Svata Apolena (Sankt Apollonia) 1784-1836  

(falsche Jahresangaben in der Übersicht, Inhalt ca.1850-1870)

 

Heiratsbuch Polesi (Zirk), Rozvadov 1848-1930

 

 

Historische Zeitungen von Österreich-Ungarn und dessen Kronländern kann man im Online Zeitungsarchiv der österreichischen Nationalbibliothek durchsuchen. http://anno.onb.ac.at/

 

Zum Mordfall Wenzel Adler erschienen Berichte in folgenden Zeitungen:

 

Prager Abendblatt vom 12. Juni 1878, Seite 3

Prager Tagblatt vom 13. Juni 1878, Seite 5

Neuigkeits Weltblatt, 16. Juni 1878, Seite 4

 

Prager Abendblatt vom 15. Juni 1878, Seite 3

(Berichtigung bezüglich des Fundorts der Leiche)

 

Prager Tagblatt vom 24. Juni 1878, Seite4

Epoche vom 25.Juni 1878, Seite 6

(Aussetzen einer Belohnung von 500 Gulden für jemanden,

der Anhaltspunkte zum Auffinden des Meuchelmörders hat.)

 

Leider konnte ich noch nicht herausfinden, ob der Mörder

jemals eruiert und gefasst werden konnte und verurteilt wurde.