Théophile Ingold wurde am 1. Februar 1892 in Clarens geboren, einem Vorort
von Montreux in der Schweiz. Sein Vater hiess ebenfalls Théophile, seine Mutter
Marie Hort führte dort ein Restaurant.
Er besuchte die Schulen in Montreux und absolvierte danach eine Lehre als
conducteur-typographe in der Druckerei Leyvraz. Später durchlief er in Blois
in Frankreich eine Ausbildung zum Piloten.
Bei Kriegsausbruch kam er zunächst zurück in die Schweiz um die Rekrutenschule
zu absolvieren. Da er jedoch nicht in die Schweizer Luftwaffe aufgenommen wurde,
entschied er sich im Frühling 1915 in die französische Luftwaffe einzutreten.
Er war Inhaber des Flugbrevets Nr. 35, welches er am 15. April 1913 in
Châteaufort, Yvelines erlangte. Später wohnte er an der Rue Berthollet in Paris.
Auf einem Foto trägt er eine lederne, wohl gefütterte Pilotenjacke. Einen
dicken Wollschal hat er sich um den Hals geschlungen. Die Pilotenkappe
sitzt auf dem Kopf und die Brille hat er auf die Stirn geschoben.
Am 17. August 1915 begab er sich in die Dienste der französischen Armee.
Im Falle eines Unglücks sollte eine Madame Ponthier an der Rue des Fossés
in St. Jacques im Departement Seine benachrichtigt werden.
Zunächst gehörte er zum Régiment de Marche de la Legion étranger,
später zur ersten Groupe d'Aviation, Escadrille (Geschwader) Nr. 23.
In dieser Einheit flogen auch berühmte Fliegerasse wie Louis de Beauchamp,
Jean Baumont, Maxime Lenoir, Edward Pulpe, Jean Casale und Marcel Garet.
Am 31. März 1916 brachte er sein erstes feindliches Flugzeug zum Absturz,
wofür er mit der Medaille Militaire und dem Croix de guerre ausgezeichnet wurde.
Seine Leistungen wurden am 20. April 1916 mit den folgenden Worten gewürdigt:
Der Kriegsfreiwillige mit Schweizer Nationalität hat sei vier Monaten an
Erkundungsflügen über lange Strecken teilgenommen und seine Mission
stets erfüllt trotz der feindlichen Flugzeuge. Am 31. März 1916 war ein
Flugzeug seines Geschwaders nicht zurückgekommen. Er flog alleine zurück
und rächte seine Kameraden indem er ein deutsches Flugzeug abschoss.
Am 28. April 1916 flog er mit Sous-Lieutenant de Ram und Geleitschutz von
Baumont einen Erkundungsflug. Bald wurden sie von drei feindlichen Flugzeugen
umringt und beschossen. Der Tank von Ingolds Flugzeug wurde an mehreren
Stellen durchlöchert, die Flügel durchschossen, die Leitungen unterbrochen.
Er starb am 19. Juli 1916 in Landrecourt (Département Meuse) an den
Verwundungen, die er sich im Dienst zugezogen hatte. Eine andere Quelle
nennt das Militärspital Vadelaincourt als seinen Todesort. Sein Grab
befindet sich auf dem Nationalfriedhof Vadelaincourt, Département Meuse.
Einige österreichische Zeitungen meldeten in der Ausgabe vom 25. Juli 1916
die Nachricht des Todes des Schweizer Fliegers Theophil Ingold. So das
Feldblatt, das Fremdenblatt und das Neuigkeits-Welt-Blatt. Alle zitieren aus
derselben französischen Zeitung namens L'Auto.
Auch in seiner Heimat berichtete die Gazette de Lausanne am 14.05.1916
über den Erhalt einer Auszeichnung (croix de guerre avec palmes) und am
24.07.1916 über seinen Tod. Als Quelle für den Bericht über die Umstände
seines Todes dient auch hier L'Auto.
Seit Kriegsbeginn stand er in Diensten der französischen Luftwaffe.
Bei einem Erkundungsflug war er über den deutschen Linien von
einem Schrapnell getroffen worden. Es gelang ihm jedoch hinter den
französischen Linien, also auf der sicheren Seite, zu landen. Doch
zwei Tage später erlag er seinen Verletzungen.
Die Zeitung "Journal de la Meurthe et des Vosges" schrieb am Dienstag 25.07.1916:
Aviateur Suisse tué – L’aviateur suisse Théophile Ingold, qui avait pris du
service dans l’aviation militaire française, et operait dans une de nos escadrilles
du front, vient de trouver une mort glorieuse. Au cours d'une reconnaissances
au-dessus des lignes allemandes, il fut atteint d’un éclat de shrapnell à la tête.
Il eut encore la force de revenir dans nos lignes; il mourut 48 heures après.
Brindejonc de Moulinais, sein Kommandant, schrieb in seinem Tagebuch:
Wir haben wieder einen Gefallenen und einen Verwundeten. Es ist traurig,
denn es ist Ingold, ein Sergent. Es geschah während einer Pechsträhne.
Ich habe ihm meine Nieuport gegeben, die bisher immer gut lief. Doch
am ersten Tag fiel sein Maschinengewehr aus, am zweiten Tag fiel die
Haube ab und verursachte einige Schäden. Und jetzt ist Ingold umgekommen,
und das innerhalb unserer eigenen Linien, durch ein Schrapnell, das in
seinen Schädel eindrang.
Quellen:
Datenbank Personnel de l'aéronautique militaire bei "Mémoire des Hommes"
Datenbank "Mort pour la France" bei "Mémoire des Hommes"
Datenbank "Sépultures de guerre" bei "Mémoire des Hommes"
http://www.memoiredeshommes.sga.defense.gouv.fr/fr/article.php?larub=44
Datenbank "Monuments aux Morts" bei Mémorial GenWeb
http://www.memorial-genweb.org/~memorial2/html/fr/
Historische Österreichische Zeitungen, Österreichische Nationalbibliothek
Feldblatt, Ausgabe vom 25. Juli 1916, Seite 2
Fremdenblatt, Ausgabe vom 25. Juli 1916, Seite 6
Neuigkeits-Welt-Blatt, vom 25. Juli 1916, Seite 7
Gazette de Lausanne vom 14,05,1916 und 24.07.1916
http://www.bcu-lausanne.ch/livres-articles-video-audio/journaux-et-magazines/archives_presse/
Journal de la Meurthe et des Vosges, Nancy, Dienstag 25.07.1916
http://www.kiosque-lorrain.fr/collections/browse
Bericht der Geschehnisse vom 28. April 1916 in der linken Spalte
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6246442c/f10.image.r=Ingold.langDE
Tagebucheintrag von Brindejonc de Moulinais vom 26.Juli 1916
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6246442c/f13.image.r=Ingold.langDE
Hier findet man noch weitere Schweizer Flugpioniere, die sich im 1. Weltkrieg
in die Dienste von Frankreich, Italien oder Grossbritannien begeben hatten.
http://www.pionnair-ge.com/spip1/spip.php?article71
Hier findet man einen Bericht über Maxime Lenoir, der in derselben Einheit war
wie Theophile Ingold. Von weiteren Kameraden wird das Schicksal erwähnt.
http://aeroplanedetouraine.fr/lenoir/